Geheimnisse des Gitarrenbaus - der Mythos Mond

Matthias Hafner • Apr. 29, 2022

Mondholz - Mythos oder Wahrheit ? 

Der Einfluss des Mondes auf die Natur und auf den Menschen ist seit langem bekannt. Der Mond erzeugt die Gezeiten, verändert unseren Schlaf, unsere Stimmung und schafft es auch, die Natur zu verändern.

Die bei Neumond geschnittenen deutschen Fichten für die Decken der Gitarren sind ein klares Beispiel für die Kraft, die der Mond auf Bäume ausübt. Die Qualität dieser Decken ist weltweit anerkannt und wird von Gitarrenbauern hoch geschätzt.

Die These:
Bei Neumond sinkt der Saft der Bäume zur Wurzel und dies ist der ideale Moment zum Schneiden des Holzes, da wir eine größere Härte und bessere Bedingungen für eine angemessene und schnellere Trocknung erreichen.

Seit Jahrtausenden haben sich Menschen mit dem Einfluss des Fällzeitpunktes auf die Holzqualität beschäftigt. Bei abnehmendem und bei Neumond gefälltes Holz ist besonders haltbar und widerstandsfähig.

Nicht nur die Bäume selbst können ein Alter erreichen, welches das unsere um das Hundertfache überschreiten kann. Auch ihr Holz kann unglaubliche Zeiträume unbeschadet überdauern. Denken wir an die asiatischen Holztempel, die nicht nur Jahrhunderte, sondern bald zwei Jahrtausende schadlos überstanden haben. Von buddhistischen Mönchen kunstvoll auf und aus mächtigen Baumstämmen gebaut, künden solche menschlichen Monumente von all den Möglichkeiten, die in Bäumen verborgen liegen.

Doch wie wird Holz zum Stoff, der Jahrtausende der Bewitterung unbeschadet standhalten kann?

Drei Dinge sind für eine besonders dauerhafte Holzqualität verantwortlich. Das sind erstens die Auswahl richtig gewachsener Bäume, zweitens die Holzernte zum richtigen Zeitpunkt und drittens die richtige Lagerung, Trocknung und Verarbeitung des Holzes. In diesem Abschnitt möchten wir genauer auf den Zeitpunkt der Holzernte eingehen.

Die Zeit der Saftruhe sowie die Ernte bei abnehmendem Mond bilden dabei den roten Faden, der sich durch die Geschichte der Beziehung von Mensch und Baum zieht. Von Julius Caesar über Plinius, dem Älteren, bis hin zu Theophrast liegen uns Berichte und Überlieferungen vor, dass z. B. Bauholz nur bei abnehmendem Mond geschlagen wurde. Auch das Mittelalter und die Rennaissance kannten die geeigneten Fällzeitpunkte. Dieses häufige Auftauchen derselben Mondholzregeln gibt dem Thema natürlich ein großes Gewicht. Allein, ein wissenschaftlicher Beweis ist es noch nicht.

An einer der renommiertesten, technischen Universitäten Europas, der ETH Zürich, arbeitete um das Jahr 2003 ein kleines Forschungsteam daran, einen wissenschaftlichen Nachweis zu finden. Prof. Ernst Zürcher leitete hier ein Forschungsprojekt, in dem es zunächst um die Erforschung von Zusammenhängen zwischen Zeitrhythmen und Pflanzen ganz allgemein ging.

Es wurde beobachtet, dass das Quellverhalten von Bohnen in Wasser nicht immer gleich ist, sondern mit dem Mondrhythmus mitschwankt. Bei zunehmendem Mond saugen die Bohnen mehr Wasser auf und bei abnehmendem Mondstand „trinken“ sie in der gleichen Zeit deutlich weniger. Die Keimung von Samen verschiedener Bäume und Pflanzen wurde in der Abhängigkeit von der Rhythmik der Mondphasen untersucht. Dabei wurde nachgewiesen, dass Keimgeschwindigkeit, Keimraten, mittlere Höhe sowie Höhe der Pflanzen nach vier Monaten mit der Mondphase zusammenhängen. Eine weitere Untersuchung brachte zutage, dass Bäume genau mit den mondgesteuerten Gezeiten der Meere mitpulsieren. Nimmt der Mond zu, werden auch die Stämme dicker. Nimmt der Mond wieder ab, werden sie wieder dünner. Der Durchmesser der Bäume wird im Rhythmus von Ebbe und Flut dicker und dünner – zwar nur um einige hundertstel Millimeter aber doch meßbar. .

Für den Nachweis des Einflusses des Mondes auf Bauholz ausschlaggebend sind jedoch die unmittelbaren Bewitterungsversuche an Holzproben, die in der Studie an der ETH Zürich ausgewertet wurden. Im Test der echten Bewitterung, in der eine Vielzahl von Pilzsporen gemeinsam ihr Werk am Holz versucht, untersuchte Prof. Zürcher die Gültigkeit alter Baumfällregeln und konnte dabei erstmals zeigen, dass Mondholz dauerhafter und verwitterungsresistenter ist, als konventionell geschlägertes Holz. Darüber hinaus konnte er auch einen wichtigen Teil des Wirkungsprinzips erklären.

Er fand heraus, dass Wasser im Holz etwas ganz anderes ist, als Wasser im Glas. Die Verbindung des Wassers und der Holzzellen, die Bewegungen der Flüssigkeit innerhalb der Waben, Kaskaden und feinsten Kapillarröhren unterliegen einer Vielzahl physikalischer Einflüsse. So kann Wasser in den allerfeinsten Kapillarröhren zum Beispiel einen gallertartigen Aggregatzustand annehmen und bis -15º C flüssig bleiben.

Mondholz, bei abnehmendem Mond geerntet, hat mehr gebundenes Wasser in seinem Inneren. Das heißt, bei der Trocknung zieht es sich stärker zusammen, es schwindet geringfügig mehr. Dadurch wird das Holz dichter, druckfester und auch abwehrender gegen eindringende Pilze, gegen Insekten oder gierig fressende Flammen. Der Dichtevorteil von Mondholz betrug 5–7 % über mehrere tausend Proben verteilt. Materialtechnisch gesehen ist das eine signifikante Verbesserung gegenüber „Nichtmondholz“.

Fakt ist, die Gitarrenbauer in Spanien, mit denen wir gesprochen haben,  schwören auf das sogenannte Mondholz und sind überzeugt
von der besseren Qualität und Robustheit. Nicht selten erzielt es auch einen höheren Preis. Mondholz bezieht sich generell auf Holz, das während des abnehmenden Mondes kurz vor Neumond geerntet wird, wenn der Saft in den Bäumen am niedrigsten ist. ... Das überdurchschnittlich trockene Holz ist bei Gitarren- und Violinenherstellern sehr beliebt.

Auch die Werkstatt Francisco Bros in Alicante bestätigt den Mythos. Wir haben das Thema zum Anlass genommen und haben gemeinsam mit Bros ein neues Gitarrenmodell designed - mit Fichtendecke aus bei Neumond geschlagenem Mondholz. 

Das Modell 1AF Especial...! Ab sofort verfügbar
von Matthias Hafner 11 Jan., 2024
Es ist ein sommerlicher Oktober-Tag bei 30 Grad in Aldaya an der Costa de Azahar in Spanien. Wir treffen Juan mit Tochter Esther und Schwiegersohn Victor in einem Restaurant zum Mittagessen unweit der Gitarrenwerkstatt. Juan ist ein "Autentico" wie die Spanier sagen, ein Original, immer gut gelaunt und offen in der Kommunikation, sagt was er denkt. Ursprünglich geboren und aufgewachsen ist Juan in Andalusien in der Sierra de Aracena. Die Gegend dort ist bekannt für den berühmten Jabugo-Schinken. Nach dem Mittagessen fahren wir zu seiner Werkstatt, sehr romantisch gelegen umgeben von Orangen-Hainen, die kurz vor der Ernte stehen. Juan öffnet die Werkstatt-Türe und es kommt uns sofort dieser wundervolle Duft von Zypressen-Holz entgegen. Seine Gitarren-Werkstatt hat er Anfang der 70er Jahre in Aldaya gegründet. "Eigentlich bin ich ja schon "jubilario" - (Übs. "im Ruhestand"), aber ich denke auch nach über 50 Jahren Gitarrenbau noch nicht daran aufzuhören", erklärt Juan und zeigt uns mit Stolz und viel Leidenschaft die Gitarren, die er für uns zur Selektion vorbereitet hat. Gemeinsam mit Victor arbeiten 2 Generationen in der Werkstatt und dies ist auch ein wichtiger Aspekt, der die Gitarren von Juan Montes so erfolgreich macht. Hier treffen spanische Gitarrenbau-Tradition auf moderne Ideen und Innovationen.
von Matthias Hafner 01 Dez., 2023
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von Matthias Hafner 01 Nov., 2023
Der Gitarrenbauer David Peña Vargas, vor vielen Jahren noch selbst als Flamencogitarrist in der Szene in Andalusien tätig. Schlußendlich entschied er sich damals, seine Karriere als Gitarrist aufzugeben und sich seiner wahren Berufung zu widmen - dem Gitarrenbau. Die Leidenschaft zum Klang und Holz brachte ihm schnell die Erfolge und so wurde auch die Profi-Flamenco-Szene auf seine Kunstwerke aufmerksam. Heute gibt es kaum einen renommierten Flamencogitarristen in der lokalen Profiszene, der nicht eine Flamencogitarre von ihm besitzt. Berühmte Namen und Größen wie Antonio Rey, Diego Del Morao, Alejandro Sanz, Manuel Parillo u. v. a.
von Matthias Hafner 28 Sept., 2023
von Matthias Hafner 25 Sept., 2023
Alvaro Soler ist dieses Jahr wieder auf großer Europa-Tour unterwegs. Bereits im Frühjahr erreichte uns der Kontakt über David LeMaitre, dem Gitarristen und musikalischen Leiter von Alvaro Soler auf der Suche nach neuem Gitarren-Gear für die Live-Shows. Die gemeinsame Wahl fiel auf das Cutaway Modell Fl11C in Fichte/Zypresse aus dem Hause Hermanos Camps in Verbindung mit dem Tonabnehmer von Fishman. Sein persönliches Feedback: "Die Gitarre ist ein Traum, es war Liebe auf den ersten Blick, so gut verarbeitet, super leicht und resonant, vielen Dank für Eure Empfehlung und den tollen Service". Als kleines Dankeschön lud er das Team von La Guitarra Flamenca zum Konzert nach Frankfurt ein. Es war ein toller Abend und wir konnten nach der Show die Musiker auch noch Backstage erleben. www.alvarosoler.com
von Matthias Hafner 03 Juli, 2023
Vom 05.07. bis einschließlich 20.07.2023 sind wir auf Einkaufstour in Spanien bei den Gitarrenbauern unterwegs und suchen neue spannende Gitarren-Modelle für Euch aus. Unser Ladengeschäft ist in dieser Zeit geschlossen. Wir sind aber sehr gerne auch Mobil in dieser Zeit erreichbar: Whatsapp +49 160 111 4541 email: matthias@la-guitarra-flamenca.com Hasta pronto, Euer Team von La Guitarra Flamenca
von Matthias Hafner 25 Feb., 2023
Workshop - Live-Konzerte - Gitarren-Ausstellung Flamenco- und Crossover-Gitarren Das Programm: Donnerstag, 16.03.2023: ab 17:30 Uhr Gitarrenausstellung Flamenco -und Crossover-Gitarren ab 19:00 Uhr Konzert mit "Café del Mundo" Samstag, 18.03.2023: ab 10:00 Uhr Gitarrenworkshop Artur Merkel ab 12:30 Uhr Gitarrenworkshop Artur Merkel ab 17:30 Uhr Gitarrenausstellung Flamenco -und Crossover-Gitarren ab 19:00 Uhr Konzert mit dem "Duo Panzer Band Callin" und anschl. Gitarrenduo Frank Haunschild & Vitaliy Zolotov Sonntag, 19.03.2023: ab 16:00 Uhr Gitarrenausstellung Flamenco -und Crossover-Gitarren ab 18 Uhr Konzert mit "DIE DREI"und anschl. "Claus Boesser-Ferrari" Karten für alle Konzerte können in den Gästeinfos Bad Rappenau, sowie im Bürgerbüro und unter reservix.de erworben werden. Hier geht's zum Festival- Flyer !
von Matthias Hafner 18 Feb., 2023
Handgefertigte Rosetten haben im spanischen Gitarrenbau Tradition. Die Rosetten werden in filigraner Handarbeit aus Mosaiken und Filetes zusammengeleimt. So entstehen kleine Meisterwerke die dem Instrument Ihren Charme und Eleganz verleihen.
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